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1989-LIEDER-TAGEBUCH UNSERER PRAKTIKANTINNEN ALONA, LAURA UND PAULA

Unsere Praktikantinnen Laura, Alona und Paula haben die Aufgabe bekommen, ihr eigenes TrickfilmproduktionsPraktikumsTagebuch zu schreiben und das sind die Ergebnisse:

 

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Tagebuch von Laura:

Mein Praktikum im Studio Glücklicher Montag

Meine Erwartungen an den Praktikumsbetrieb waren zu Anfang gemischt. Normalerweise studiere ich Gamedesign an meiner Hochschule in Hannover und da ist es schon etwas merkwürdig, gerade ein Praktikum in einem Zeichentrickstudio zu beginnen. Erhofft habe ich mir einen Einblick in verschiedene Techniken, damit ich diese womöglich in mein Studienziel mit einfließen lassen kann. Dies ist allerdings in einem anderen Umfang geschehen, als ich es erwartet habe.

Mein erste Tag war frustrierend. Ich kam zu spät, war mit meinen Aufgaben größenteils überfordert und ging am Abend betrübt Heim. Was war falsch gelaufen? Ich schob es auf die Aufregung und das Gefühl, plötzlich in einer mir fremden Stadt zu leben. Leipzig war zu Anfang toll; ich mochte die Innenstadt und auch den Ort an dem das Studio Glücklicher Montag seine Räumlichkeiten hat. Mein Freund riet mir das ganze nicht zu schwer zu nehmen und  auf den nächsten Tag zu warten, der bestimmt besser laufen würde.

Zu meiner Überraschung ist eben dies passiert. Ich lernte Dirk kennen, der als Freelancer den Animator im Studio übernimmt. Er brachte mir bei, wie man Regen animierte. Auch wenn das etwas fade klingt, so war ich doch ziemlich von dem ersten Ergebnissen angetan. Via Linetest in Monkeyjam (eine Software für Animation) beobachtete ich gespannt, wie der Regen über den Monitor fiel.
Regen war von da an auch die Aufgabe der nächsten Woche. Frame-by-Frame Animation war mir davor nur als Erläuterung in einem Text bekannt, denn in meinem Studium lernte ich nur die Pose-to-Pose Animtion anhand von 3D-Modellen.

Nach dem Regen kam die Aufgabe Zeichnungen zu doppeln, was bedeutet diese einfach noch mal durchzuzeichnen. Dies ergibt einen netten Effekt, den ich später auch noch häufiger zu sehen bekam.

Mit der Zeit kamen auch die Storyboards hinzu, die im Raum an die Wand gepinnt wurden. Nun konnte man sich auch ein konkretes Bild von der Geschichte machen, die wir gerade bearbeiteten. In meinem Studium musste auch ich schon ein Storyboard zeichnen und erinnerte mich sofort, wie schwer mir dies gefallen war. Interessiert habe ich mir also die kleinen Bilder, die den Verlauf des Filmes beschrieben, genau angesehen. Da Schwarwel, der Artdirector des Studios, aus dem Comicbreich stammt, fielen mir auch dazu gewisse Ähnlichkeiten auf. Ich mochte den Stil und freute mich schon auf die bevorstehenden Szenen.

Später kamen Animationen, die wesentlich aufwendiger waren, als jene mit dem Regen. Dazu gab es eine festgelegte Anzahl Frames und das waren nicht gerade wenige. Zu jeder animierten Person und zu jedem animierten Gegenstand gehörte selbstverständlich auch ein animierter Schatten. Das ganze hört sich aufwändig an und das ist es auch. Zum Teil saßen Dirk, ich und später auch Sarah, die für eine kurze Zeit auch an dem Projekt mitwirkte,  mehrere Tage an einer Szene. Zugegebenermaßen ist Dirk ein echter Perfektionist und es gab häufiger Momente, wo ich mich ausgibig über ihn ärgerte, weil er meine Animation kritisierte. Aber im Grunde war all dies sehr wertvoll und ich lernte mich zu verbessern. Dafür bin ich dankbar. Besonders stolz bin ich auf Szenen, die ich beinahe ganz alleine animiert habe. Dazu gehörte ein Mann, der erschossen wird.
Später kamen auch schwierige Stellen wie Rauch hinzu, die ich oft korrigieren musste, damit die Animation gut aussieht.

Irgendwann kam das Programm Toonboom für mich dazu. Toonboom ist schlichtweg DAS Programm, wenn man über 2D-Animation spricht. Ein paar Tage zuvor hatte ich mir Videos zur Software angesehen, damit ich mich nicht vollkommen neu damit konfrontiert sah. Ich stellte aber später in der Anwendung fest, dass  Animationsprogramme, sei es 3D oder 2D, sehr ähnlich aufgebaut waren. Daher lernte ich schnell, wie man mit Toonboom umgeht. Dazu gehört das Färben der Zeichnungen und das Anpassen der Bilder an die vorgegebene Anzahl Frames. Hin und wieder musste ich auch eine Animation in Toonboom direkt bauen. Letzteres machte mir etwas mehr Spaß, da ich es mag neue Sachen auszuprobieren.

Im Oktober wurden schließlich die ersten drei Episoden fertig. Es waren Musikvideos in drei verschiedenen Stilen, die mit der Musik von Schwarwel selbst, sogar beim MDR ausgestrahlt wurden. Meinen Namen in den Credits auftauchen zu sehen, war schon ein großartiges Gefühl.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich auf alle Fälle sagen, dass mich das Praktikum auf unerwartete Weise weitergebracht hat. Ich verstehe nun den Aufwand, vor dem damals auch Disney gestanden haben muss. Außerdem haben sich meine Fähigkeiten im Bereich Zeichnen auf jeden Fall verbessert. Für meinen Studienbreich Gamedesign kann ich mitnehmen das Frame-by-Frame Animation sehr ungeeignet sind. Dafür hat sich aber mein allgemeines Verständnis für Animation verbessert, sodass ich dieses Wissen auf die Pose-to-Pose Animation in anderen Programmen anwenden kann.
Im Allgemeinen kann ich also sagen, dass mir mein Praktikum, trotz anderer Erwartungen, gefällt.
Ich bleibe noch bis Ende Januar und hoffe, dass ich noch ein etwas mehr lernen kann.

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