LIEDTEXT
„Hoch, Guck und Greif“
Von Schwarwel
Früh an einem Morgen steh ich an der Autobahn
Die Gitarre im Gepäck will ich in die Hauptstadt fahrn
Ich warte seit Stunden auf die Bandkollegen
Sind wahrscheinlich abgesoffen, sinnlos, sich da aufzuregen
Gestern kam noch Post, „Klärung-blabla-Sachverhalt“
Ich schmiss sie in den Ofen, da war mir nicht mehr kalt
Ich stehe und ich warte und es hält kein Trabbi an
Nur ein Moskwitsch und ich ahne: „Jetzt bist du dran!“
Früh an einem Morgen sitz ich im kahlen Raum
Zwei Typen reden auf mich ein wie im schlechtem Traum
„Subjekte wie Sie bleiben eh nicht lang auf freiem Fuß!“
Ich laß sie einfach reden, ignorier den ganzen Stuss
Sie wollen, dass ich schweige und dass ich nie mehr sing
Sie wollen mich kleinkriegen, doch das ist nicht mein Ding
Sie kleben sich mit Kittifix an meine kessen Sohlen
„Das heißt Zersetzungspolitik“, sie lachen unverholen
Ich lieg hier im Dreck in meiner Zelle
Und ich werde langsam steif
Ich bin nur ein weiteres Opfer
Vom VEB Horch, Guck und Greif
Früh an einem Morgen hat der Spaß eine jähes Ende
Die Ketten des Regimes legen sich um meine Hände
„Herabwürdigung der sozialistischen Ordnung“
Neunzehn Monate Baui ist meine neue Verortung
Mein Bandkollege Informant der Arbeiterklasse
Der ist fein raus, sein Rücken frei und es stimmt die Kasse
Sechzehn Männer auf der Zelle und beschissnes Essen
Kann nur noch die Tage zähln – mein Staat hat mich vergessen
Ich lieg hier im Dreck in meiner Zelle
Und ich werde langsam steif
Ich bin nur ein weiteres Opfer
Vom VEB Horch, Guck und Greif