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HISTORIE

GESCHICHTE DES FILMPROJEKTS

„Ein Mensch ohne Geschichte ist wie ein Baum ohne Wurzeln.“  (Spruch an einer Hauswand gegenüber dem Reichstag)

Als gebürtiger Leipziger, der seine gesamte Kindheit und Jugend in der DDR verbrachte, war der 1968 geborene Trickfilmregisseur und Drehbuchautor Schwarwel einer unter den Abertausenden, die sich Ende der 1980er Jahre nicht länger mit den Verhältnissen in ihrer Heimat abfinden wollten. Er nahm an den Friedensgebeten teil, ging mit den anderen „um den Ring“ und beteiligte sich an systemkritischen Untergrundzeitschriften wie der Leipziger „Messitsch“.

Durch disziplinarische Maßnahmen in Form schlechter Disziplin-Benotung daran gehindert, seinem Traumberuf „Comiczeichner“ auf dem offiziellen Wege eines Abiturs mit anschließendem Grafikstudium näher zu kommen, suchte Schwarwel nach Lücken im System, um trotzdem zu tun, was er vorhatte. Er kopierte heimlich Comics auf den West-Kopiergeräten, die zur Internationalen Leipziger Mustermesse via untergebrachter Messegäste angesteuert werden konnten. Er druckte mit Freunden Poster, Shirts und Aufkleber, wofür er Siebdruck, Radierung und Fotoentwicklung erlernte. Er stellte in Szenecafés, Pfarrämtern und privaten Galerien Cartoons und Bilder aus. Er sang in einer „anderen Band“ seine systemkritischen Texte und gestaltete die Kassettenhüllen …

Da Schwarwel nie selbst Opfer einer politisch motivierten Verhaftung oder eines anderen direkten, offensiven Drangsals wurde, lag ihm damals noch gar nicht daran, das bestehende System zu stürzen. Er forderte keine Bestrafung des DDR-Regimes oder eine Abschaffung der StaSi – Schwarwel wollte einfach nur mit seinen Freunden die Sachen machen, auf die er Lust hatte: Comics und Musik. Und das, ohne sich dabei wie ein Staatsfeind kriminalisiert zu sehen.

Seit dem Fall der Mauer konnte er das.

Und er hat es seit dem auch getan: Unzählige Comicseiten, Plattencover, Animation-Cels, Illustrationen, Cartoons und Karikaturen von Schwarwel sind in den letzten 25 Jahren „in der freien Marktwirtschaft“ entstanden.

Was am Anfang seit der Wende erst stark politisch war, wurde – den Regeln des Marktes folgend – seichter, marktfähiger, gefügiger, gefälliger, bequemer … bis es vor ein paar Jahren einen Bruch gab und Schwarwel nach neuen Wegen suchte, da ihm die Ecken missfielen, in die er so allmählich hineingerutscht war: Werbung und Produktdesign, die schöne Patina für ein System, wo auch nicht jeder mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.

Schwarwel reaktivierte seine anarchistisch-chaotische Comicfigur Schweinevogel, er fand neue Partner für Zeichenkurse und mit Inhalt gefüllte Workshops und er begann 2010 zum zweiten Mal mit politischen Karikaturen (und liefert bis dato täglich zwei davon).

Dadurch wuchs auch das Interesse an der eigenen, der gelebten Geschichte.

Schon die beiden Trickfilme „Richard – Im Walkürenritt durch Wagners Leben“ und „1813 – Gott mit uns“, die Schwarwel als Drehbuchautor und Regisseur gemeinsam mit dem Studio Glücklicher Montag realisierte, hatten ihren Ursprung in der lokalen Leipziger Historie und dem Bezug, den Schwarwel selbst dazu hatte.

Nichts lag ergo näher, als auch zum passenden Zeitpunkt des 25jährigen Jubiläums der „Friedlichen Revolution“ im Jahre 2014 diesen blinden Fleck auszuleuchten und die Ergebnisse in dem Medium zu präsentieren, das Schwarwel am meisten liebt: den klassischen (lies: handgezeichneten) Trickfilm.

Das Kurzfilm-Projekt „1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“ des Leipziger Trickfilmmachers und Art Directors Schwarwel und des in Leipzig beheimateten Studios Glücklicher Montag mit seiner Produzentin Sandra Strauß ist ein vollanimierter Trickfilm, der in seiner Grundaussage für die notwendige Auseinandersetzung mit den Dauerbrenner-Themen Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und – besonders hervorzuheben – gelebter Demokratie plädiert.

VERORTUNG VON PROJEKT UND MACHERN

In enger Zusammenarbeit zwischen Schwarwel und Glücklicher Montag entstanden neben Auftragsarbeiten wie Musikvideos für bspw. Die Ärzte, Rosenstolz, Good Charlotte, Sebastian Krumbiegel oder Sido, Trickfilm-Inserts für „SOKO Leipzig“ oder Präsentationsfilme für bspw. hagebau, RankingCoach oder Becks weitere Eigenproduktionen wie „Quick Lunch – Das 1,8-Millionen-Gänge-Menü“, „Schweinevogel – Es lebe der Fortschritt!“, „Sag Gna!“, „Herr Alptraum und die Segnungen des Fortschritts“, „Richard – Im Walkürenritt durch Wagners Leben“ und „1813 – Gott mit uns“ sowie die Rock-Dokumentation „Over The Edge“.

Sowohl in den Auftragswerken als auch in den Eigenproduktionen legen Glücklicher Montag und Schwarwel stets Wert darauf, eine Aussage zu formulieren, die das Studio und der Regisseur vertreten können und wollen. In vielen der Arbeiten durchleuchtet Schwarwel als Auteur sein Verhältnis zum Miteinander zwischen Lebewesen und zur Dualität des Menschen, unserer Fähigkeit zu Liebe und Hass und was in der Konsequenz daraus für den Einzelnen und für die Gesellschaft erwächst: Verantwortung im Handeln.

Mit ihren bisherigen gemeinsamen Trickfilmprojekten konnten Glücklicher Montag und Schwarwel sowohl Festivaljurys als auch TV-Sender überzeugen.

Die animierten Kurzfilme von Glücklicher Montag und Schwarwel werden seit Jahren im Fernsehen ausgestrahlt (MDR, arte, 3Sat, 13th street, Einsfestival), laufen in Wettbewerbsprogrammen und auf etlichen Festivals (Kurzfilmfestival „Kalpanirjhar“ Kolkata (Indien), DOK Leipzig, Filmfest Dresden, Internationales Kinderfilmfestival LUCAS, ZEBRA Poetry Film Festival, Filmkunstfest Mecklenburg Vorpommern, Rüsselsheimer Filmtage, FilmFest Osnabrück) und gewannen Preise („Nationaler Kurz- und Animationsfilmpreis” Schlingel 2012, „Bester Film“ Jurypreis Kurzsüchtig Filmfestival 2012, „Bester Film“ Jurypreis 3. Filmfestival Oberursel 2012 für „Herr Alptraum und die Segnungen des Fortschritts“).

Konsequent setzt Glücklicher Montag bei allen Trickfilm-Eigenproduktionen nach der TV-, Festival- und DVD-Auswertung auf die weiterführende Verwertbarkeit und Wiederverwendbarkeit für neue eigene und in Partnerschaften (u. a. Sächsische Bildungsagentur) entwickelte Projekte in Form von Workshops, Seminaren, Kursen, Vorträgen und Abendveranstaltungen.

Damit hat sich Glücklicher Montag in den letzten Jahren eine Nische erschlossen, in der das Medium Trickfilm in Form von Kurzfilmen außerhalb von Kino, TV und Festivals einen stetig wachsenden Rezipientenkreis an Schulen, soziokulturellen und pädagogischen Einrichtungen sowie Institutionen mit Bildungscharakter erfährt, der sich aktiv mit dieser Kunstform befasst, die hier neben Mitmach-Malaktionen, moderierten Diskussionsrunden etc. als intergraler Bestandteil eines jeweils übergeordneten Themas eingesetzt wird.

Schwarwel als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptzeichner des geplanten Kurzfilmprojektes hat sich neben seinen weiteren Tätigkeiten als Cartoonist und politischer Tageskarikaturist für die Presse- und Verlagslandschaft (Cicero, Der Spiegel, taz, Zitty, Berliner Kurier, Sächsische Zeitung und Klett, Cornelsen, Westermann Schroedel u. v. w.), Illustrator (KI.KA, MDR, SOKO Leipzig, Audi) als Videoregisseur für die Musikindustrie (Sido, Sebastian Krumbiegel, Rosenstolz, Die Ärzte u. a.), als Comiczeichner (ICOM-Preis „Bester Independent Comic 2012“ für „Seelenfresser – Erstes Buch: Liebe“), Moderator der monatlichen Radio Blau-Show „Kunst+Schund“ oder Leiter von Zeichen-Kreativkursen, Comic- und Animations-Workshops und großen Mitmach-Malaktionen (Internationaler Comic-Salon Erlangen, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Zoo Leipzig, Stadtwerke Leipzig, Sparkasse Leipzig u. a.) innerhalb weniger Jahre und mit engagierten Kurzfilmprojekten auch einen festen Platz in der Gemeinde der deutschen Trickfilmszene erarbeitet.

Durch zahlreiche Direktkontakte zu den Filmliebhabern und Konsumenten auf diversen Fach-, Film-, Comic- und Buchmessen, Vernissagen, Festtagen, Festivals und bei Präsentationen konnte festgestellt werden, dass sich eine breite Zielgruppe zwischen 12 und 77 Jahren für die bisher produzierten Kurzfilme („Schweinevogel – Es lebe der Fortschritt!“, „Herr Alptraum“, „Richard – Im Walkürenritt durch Wagners Leben“, „1813 – Gott mit uns“), Fachbücher („Herr Alptraum Storyboards“), Comicpublikationen („Schweinevogel TOTAL-O-RAMA“ 1 + 2, „SEELENFRESSER“ 1 + 2) und Wimmelposter („Mei Leipzsch lob’sch mir“, „Schweinevogel Zoo Leipzig Wimmelposter“) begeistert.

 

 

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