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„ROTE BEETE”

LIEDTEXT

„Rote Beete“

Von Schwarwel

Wenn Mutti früh zur Arbeit geht, dann nimmt sie meine Hand
Die Sonne schläft noch eine Zeit, genau wie mein Verstand
Sie gibt mich in der Krippe ab und winkt mir weinend zu
Sie ist so frei und selbstbestimmt laut SED, juhu!

Wenn Vati früh zur Arbeit geht, dann muss es schneller gehn
Sein Chef macht ihm die Hölle heiß – Das muss ich doch verstehn!
Ich kann nicht bummeln wie ich will – das Böse schläft ja nie!“
Der Sozialismus braucht den Sieg, sagt Paps mit weichem Knie

Und während mein Papa den Sozialismus rettet,
Bin ich hier ganz allein auf Roter Beete gebettet

Wenn Oma früh zur Arbeit geht, dann schnürt sie meine Schuh,
Damit ich schneller laufen kann, genau wie du und du!
Sie schiebt mich in den Trabi rein – Los geht die wilde Fahrt
Bald dürfen wir ins Ferienheim – Dafür wird lang gespart

Wenn Opa früh zur Arbeit geht, krieg ich ihn nie zu sehn
Und wenn er kommt, dann schlaf ich schon – Mal Knuddeln wäre schön
Mein Opa kennt Gefangenschaft – Die Russen hatten ihn
Jetzt baut er rote Träume auf für Chruschtschow und Stalin

Und während Opapa den Arbeiterstaat rettet,
Bin ich hier ganz allein auf Roter Beete gebettet

Wenn ich mal früh zur Arbeit geh, will ich das anders tun
Ich will nur machen, was ich wirklich will, vom Wollenmüssen ruhn
Ich will kein Halstuch und kein Hemd, das alle tragen solln
Ich will, dass alle fröhlich sind, nur wenn sie selber wolln

Sie sollen selbst entscheiden könn’n, wohin die Reise geht
Kein Mauerstaat, kein Schießbefehl, kein Land, das Köpfe dreht
Ein echtes Leben soll es sein, mit echtem Sonnenschein
Für Mutti, Paps und Omama – und Opi lächelt drein

Und während ich auf Arbeit meine Träume rette,
Schneid ich die Rote Beete aus der Buchstabenkette

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